Ein Begriff, der im Steuerrecht, bei Sozialleistungen und im Unterhaltsrecht immer wieder auftaucht, ist der Freibetrag. Er steht für den Teil deines Einkommens oder Vermögens, der bei der Berechnung von Abgaben oder Ansprüchen nicht berücksichtigt wird – und dadurch deine finanzielle Belastung senkt. Ob Grundfreibetrag, Kinderfreibetrag oder Freibeträge bei der Erbschaftsteuer: In vielen Lebensbereichen helfen sie, Steuern zu sparen oder höhere Sozialleistungen zu erhalten. In diesem Beitrag erfährst du, was ein Freibetrag ist, welche Arten es gibt und wie du ihn optimal für dich nutzen kannst.
Was ist ein Freibetrag? – Definition
Ein Freibetrag ist ein gesetzlich festgelegter Betrag, der nicht besteuert oder angerechnet wird. Er dient dazu, die steuerliche oder sozialrechtliche Belastung zu reduzieren.
Freibeträge mindern die Bemessungsgrundlage für Steuern, Sozialabgaben oder Unterhaltspflichten – ohne dass sie nachträglich versteuert werden müssen.
Freibeträge sind entweder personenbezogen (z. B. Kinderfreibetrag) oder zweckgebunden (z. B. Pflegefreibetrag, Sparerpauschbetrag).
Arten von Freibeträgen im Überblick
1. Grundfreibetrag
- Steuerfreier Teil des Einkommens für alle Steuerpflichtigen
- 2024:
- 10.908 € für Ledige
- 21.816 € für Verheiratete
- Einkommen bis zu dieser Grenze bleibt komplett steuerfrei
2. Kinderfreibetrag
- Entlastet Eltern bei der Einkommensteuer
- 2024: 6.384 € pro Kind (hälftig je Elternteil)
- Besteht aus:
- 2.928 € für Betreuung, Erziehung, Ausbildung
- 3.456 € für das Existenzminimum des Kindes
- Alternative zum Kindergeld – das Finanzamt prüft, was günstiger ist („Günstigerprüfung“)
3. Sparerpauschbetrag
- Für Kapitalerträge (z. B. Zinsen, Dividenden)
- 2024:
- 1.000 € für Singles
- 2.000 € für Ehepaare
- Erträge bis zu diesem Betrag bleiben abgeltungssteuerfrei
4. Freibetrag bei der Erbschaftsteuer
- Höhe richtet sich nach Verwandtschaftsgrad:
- Ehepartner: 500.000 €
- Kinder: 400.000 €
- Enkel: 200.000 €
- Geschwister, Neffen: 20.000 €
- Nur der übersteigende Teil der Erbschaft ist steuerpflichtig
5. Freibetrag beim Unterhalt
- Selbstbehalt bei Berechnung von Kindes-/Elternunterhalt
- 2024:
- 1.450 € für erwerbstätige Unterhaltspflichtige
- 1.200 € für nicht erwerbstätige Unterhaltspflichtige
6. Pflegepauschbetrag und Behindertenpauschbetrag
- Pauschale Freibeträge im Steuerrecht bei Pflege/Behinderung
- 2024:
- Pflegepauschbetrag: 600–1.800 €
- Behindertenpauschbetrag: 384–2.840 € je nach Grad der Behinderung
7. Freibetrag bei Sozialleistungen (z. B. Bürgergeld)
- Freibetrag auf Erwerbseinkommen:
- bis 520 €: vollständig anrechnungsfrei
- darüber hinaus: gestaffelt anrechenbar
- Freibetrag auf Vermögen:
- bis 15.000 € (Regelbedarf) je Person in Bedarfsgemeinschaft
Freibetrag vs. Freigrenze – was ist der Unterschied?
Merkmal | Freibetrag | Freigrenze |
---|---|---|
Wirkung | Betrag wird komplett steuerfrei | Wenn überschritten, wird alles versteuert |
Beispiel | Sparerpauschbetrag (Freibetrag) | Sachzuwendungen ab 50 € (Freigrenze) |
Merke: Bei einem Freibetrag wird nur der Teil über dem Freibetrag besteuert – bei einer Freigrenze kann die Steuerpflicht ab dem ersten Euro gelten.
Wie wirkt sich ein Freibetrag steuerlich aus?
Ein Freibetrag mindert das zu versteuernde Einkommen oder senkt direkt die Steuerlast (z. B. beim Pflegepauschbetrag).
Beispiel: Grundfreibetrag
- Einkommen: 12.000 €
- Grundfreibetrag: 10.908 €
- Versteuert werden nur: 1.092 € → Das bedeutet eine deutlich geringere Steuerlast oder sogar gar keine Einkommensteuer.
Wie beantrage ich einen Freibetrag?
Einige Freibeträge gelten automatisch (z. B. Grundfreibetrag, Sparerpauschbetrag bei Freistellungsauftrag), andere müssen beantragt oder in der Steuererklärung angegeben werden.
Mögliche Wege:
- Lohnsteuer-Ermäßigungsverfahren beim Finanzamt
- Anlage Kind / Außergewöhnliche Belastungen in ELSTER
- Freistellungsauftrag bei der Bank
- Erbschaft-/Schenkungsteuererklärung bei Erbschaften
💡 Viele Freibeträge sind auch kombinierbar – z. B. Kinderfreibetrag + Behindertenpauschbetrag.
Freibeträge und Lohnsteuerklasse
In der Lohnsteuerklasse II (Alleinerziehende) wird automatisch ein Entlastungsbetrag für Alleinerziehende in Höhe von 4.260 € (ab 2024) berücksichtigt – ein steuerlicher Freibetrag, der das Einkommen mindert.
Freibeträge bei der Steuerklassenwahl & Gehaltsabrechnung
Arbeitnehmer können Freibeträge über den ELStAM-Datensatz eintragen lassen, sodass sich der Netto-Lohn erhöht, weil weniger Lohnsteuer einbehalten wird. Dies ist z. B. relevant bei:
- hohen Werbungskosten
- außergewöhnlichen Belastungen
- Pflege- oder Behindertenpauschbetrag
Häufige Fragen (FAQs)
Was ist ein Freibetrag einfach erklärt?
Ein Betrag, der nicht besteuert oder angerechnet wird – er senkt das steuerpflichtige Einkommen oder schützt Vermögen/Einnahmen bei Sozialleistungen.
Wie hoch ist der Grundfreibetrag 2024?
10.908 € für Alleinstehende, 21.816 € für Ehepaare.
Gibt es Freibeträge auch bei der Erbschaftsteuer?
Ja – je nach Verwandtschaftsgrad bis zu 500.000 € steuerfrei.
Was ist besser: Kindergeld oder Kinderfreibetrag?
Das Finanzamt prüft automatisch, was günstiger ist („Günstigerprüfung“) – in der Regel profitieren Besserverdiener vom Kinderfreibetrag.
Wie lange gilt ein Freibetrag?
Einige gelten automatisch jährlich (z. B. Grundfreibetrag), andere müssen jährlich neu beantragt oder eingetragen werden (z. B. im Lohnsteuerverfahren).
Fazit: Freibeträge clever nutzen und bares Geld sparen
Ein Freibetrag ist ein mächtiges Werkzeug zur Steuerentlastung und bei Sozialleistungen. Ob Grundfreibetrag, Kinderfreibetrag oder Sparerpauschbetrag – wer weiß, welche Freibeträge ihm zustehen, kann Einkommen schützen, Ansprüche sichern und die Steuerlast senken. Besonders wichtig: regelmäßig prüfen, ob du alle Möglichkeiten nutzt – denn viele Freibeträge müssen aktiv beantragt oder eingetragen werden.